Lectio divina
Der lateinische Begriff lectio divina bedeutet soviel wie betendes Lesen der Schrift. Es ist eine seit dem 3. Jh. n. Chr. geübte Möglichkeit, einen biblischen Text in vier Schritten für sich zu erschließen: „Die Lesung führt gleichsam die feste Speise zum Mund, die Meditation zerkleinert und zerkaut sie, das Gebet schmeckt sie und die Kontemplation erlangt die Freude des Genusses.“ (Guigo II., 2. Jh. n. Chr.)
Als Bibeltext können Sie auf die Tageslesungen, die in Bursfelde im Abendgebet gelesen werden, zurückgreifen oder sich natürlich auch einen anderen biblischen Text aussuchen.
1) Lectio – Lesen:
Was sagt der Text?
Lies den Text langsam, am besten mehrmals hörbar. In welchem größeren Zusammenhang steht er? Welche Art Text ist es? Auf jedes einzelne Wort achten, vor allem auch auf Wörter, die öfter vorkommen. Wie spricht der Text von Gott? Wie vom Menschen?
2) Meditatio – Im Herzen bewegen:
Was sagt der Text mir?
Wiederhole die Worte so oft, bewege sie hin und her , bis du entdeckst, was Gott dir durch sein Wort sagen will. Welches Wort, welcher Satz spricht dich besonders an? Welche Fragen stellt dir der Text? Was für eine Botschaft erreicht dich?
3) Oratio – Beten:
Was lässt der Text mich sagen?
Fass in betende Worte, was dich jetzt bewegt (Lobpreis, Dank, Bitte, Fürbitte, Bekenntnis, Klage…) oder sprich dir vertraute Worte: Psalmen, andere Gebete, Lieder…
4) Contemplatio – Betrachten:
Was klingt in mir nach?
Bleib eine Weile im Schweigen vor Gott . Welches Wort, welches Bild, welches Gefühl klingt in dir nach? Was nimmst du mit?